1987 Mister Calida

 6 Typen Schweizer

 Werbung, Sex und Provokation
 Die Entdeckung der Ironie

 
In Sachen Freizügigkeit geht die europäische Werbung zu dieser Zeit weiter als etwa die amerikanische. Der Deutsche Michael Schirner inszeniert für die Kosmetikserie Care bereits 1983 einen ähnlichen Wettbewerb wie Calida. Allerdings mit nackten Kandidaten. 1987, als ein nackter Mann auf der Plakatwand oder der Titelseite von Stern oder Tempozum gewohnten Anblick wird, inszeniert der gleiche Michael Schirner die links abgebildete seitengrosse Zeitschriftenkampagne zur Aids-Aufklärung. Neben den bereits bekannten Bildern von nackten Männern, die sich ohne zuviel zu zeigen räkeln, fällt dieses Bild auf, als es in grossen Illustrierten geschaltet wird. Dieser Bruch mit Konventionen verhilft der Kampagne zu einem hohen Beachtungsgrad. Selbst wenn sich gewisse Medien weigern, diese abzudrucken. Die Schweizer Aidskampagnen werden in den 90er Jahren mit den Themen Homosexualität, Sex am Arbeitsplatz oder als Freizeitsport mit einer ähnlichen Strategie operieren, und auch einige Aufmerksamkeit erregen. Einen vergleichbaren Skandal werden sie aber nicht produzieren.

das "Madonna-Phänomen"

Auch die Popularitüt der Sängerin Madonna hat viel mit geschickt inszenierten Tabubrüchen zu tun. Durch ihr Spiel mit Requisiten und Symbolen aus Katholizismus, Pornographie lässt sie in den Medien immer wieder kontroverse Diskussionen aus. Wie ernst das "Madonna-Phänomen" auch von Akademikern genommen wird, zeigt das Beispiel der US-Wissenschaftler, die sich zu einer Madonna-Connection zusammenschliessen und in den Videoclips der Sängerin "[...]an especially appropriate proving ground for postmodern theories" sehen.